Noch lange nach einer Corona-Erkrankung kann man unter den Folgen leiden. Welche Symptome treten bei Long Covid auf? Wer kann betroffen sein und welche Therapie hilft? Hier erfahren Sie mehr.
Nach einer Infektion mit Covid-19 kommt es zu ganz unterschiedlichen Krankheitsverläufen. Während manche Infizierte keine Symptome mehr verspüren, werden andere schwer krank: Sie leiden unter Atemnot, Schmerzen oder bleierner Müdigkeit – dabei ist der akute Infekt mit Covid-19 bereits Monate her. In diesem Fall spricht man von Long Covid.
Für Menschen, die unter dem Long-Covid-Syndrom oder dem Post-Covid-Syndrom leiden, ist die Situation oft zum Verzweifeln. Zuvor aktive Menschen können nur schwer wieder an ihr früheres Leben anknüpfen, wenn überhaupt. Über die Ursachen dieser Folgeerkrankung und ihre Behandlungsmöglichkeiten ist bislang nur wenig bekannt.
Long Covid ist ein Sammelbegriff für gesundheitliche Langzeitfolgen nach einer akuten Erkrankung an Covid-19. Das Virus ist zwar nicht mehr nachweisbar, der Körper und seine Organe werden aber noch immer beansprucht. Das Long-Covid-Syndrom umfasst Symptome, die mehr als vier Wochen nach Beginn der Erkrankung an Covid-19 fortbestehen oder neu auftreten. Meistens leiden Patientinnen und Patienten unter verschiedenen Beschwerden gleichzeitig. Sie sind jedoch nicht mehr ansteckend.
Long Covid verursacht ganz unterschiedliche Beschwerden. Die Vielfalt an dokumentierten Symptomen macht es auch für Ärztinnen und Ärzte schwer, sie einem klar abgegrenzten Krankheitsbild zuzuordnen.
Die häufigsten Symptome sind:
Nach aktuellen Leitlinien werden je nach Zeitraum, in dem die Beschwerden bestehen, zwei unterschiedliche Begriffe verwendet:
Die Bezeichnung «Long Covid» hat sich bei Betroffenen und in den Medien durchgesetzt. «Long Covid» gilt als Überbegriff für einen verlängerten Covid-19-Infekt und für ein von diesem Infekt ausgelöstes Syndrom. In diesem Beitrag ist deshalb hauptsächlich von Long Covid die Rede.
Long Covid kann alle treffen. Auch junge, gesunde Menschen mit einer milden Covid-19-Erkrankung berichten nach überstandener Infektion von teils schwerwiegenden und langandauernden Symptomen.
Frauen leiden dabei deutlich häufiger unter Langzeitfolgen von Covid-19 als Männer. Laut Christian Clarenbach, leitender Lungenarzt am Universitätsspital Zürich (USZ), sind in der Long-Covid-Sprechstunde zu 75% Frauen im Alter zwischen 20 und 45 Jahren.
Schätzungen zufolge haben etwa 10% der erwachsenen Menschen drei Monate nach den ersten Covid-19-Symptomen mit Langzeitfolgen zu kämpfen. Zwei unterschiedliche Patientengruppen sind davon betroffen:
Auch Kinder haben mit Long Covid zu kämpfen: Die häufigsten Symptome sind Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen. Betroffene Kinder kommen zum Beispiel in der Schule nicht mehr mit oder sie haben keine Energie mehr zum Spielen. Laut Zahlen des BAG leiden etwa 2–3% der am Coronavirus erkrankten Kinder und Jugendlichen an Langzeitfolgen.
Weshalb sich die Erholung bei manchen Infizierten verzögert, ist unklar. Infrage kommen eine Entzündungsreaktion im Körper oder eine Autoimmunreaktion, ausgelöst durch den akuten Infekt. Bei Betroffenen, die einen eher harmlosen Verlauf einer Covid-Infektion hatten, beobachtet man, dass körperliche Belastungen nach der Krankheit eine Rolle spielen können.
In den meisten Fällen klingen die Symptome innerhalb von sechs Wochen von selbst ab. Wenn Sie sich Sorgen über Ihre Symptome machen oder die Symptome Ihr tägliches Leben behindern, dann kontaktieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Der Arzt oder die Ärztin überweist Sie bei Bedarf an entsprechende Spezialisten oder Therapeuten.
Für weiterführende Abklärungen können sich Patientinnen und Patienten bei Long-Covid-Sprechstunden der Kantone melden. Mittlerweile bieten zahlreiche Kliniken und Spitäler in fast jedem Kanton ein solches Hilfsangebot an. Für die Langzeitsymptome steht ein spitalinternes Netzwerk von Spezialisten wie Pneumologinnen, Kardiologen, Infektiologinnen, Neurologen oder Psychiaterinnen zur Verfügung.
Ultraschall oder Computertomografie (CT) können aufzeigen, ob Organe allenfalls geschädigt oder entzündet sind. Auch Bluttests geben Aufschluss über Entzündungswerte oder nicht normale Organfunktionen. Bei Atembeschwerden kommt häufig ein Lungenfunktionstest zum Einsatz.
Schwierig bei der Diagnose ist eine Abgrenzung zu anderen Erkrankungen. Bei einem schweren Verlauf von Covid-19 kann der reguläre Heilungsprozess länger dauern. Zudem führt ein langer Aufenthalt auf der Intensivstation oder gar an der Beatmungsmaschine zu Folgebeschwerden, die nicht durch die eigentliche Erkrankung verursacht wurden.
Eine gezielte Therapie für das Long-Covid-Syndrom existiert noch nicht. Die Behandlung richtet sich deshalb nach den Symptomen und der Linderung von Beschwerden. Es gibt verschiedene Therapieansätze. Physiotherapie, Ergotherapie sowie Rehabilitation gehören dazu.
Weil die Diagnose Long Covid relativ neu ist und es unterschiedliche Therapieansätze gibt, experimentieren Patientinnen und Patienten gemäss dem Pneumologen Clarenbach auch mit zweifelhaften Methoden. Der Arzt warnt davor, sich auf Therapien einzulassen, die nicht anerkannt sind und Heilung versprechen: «Die Verzweiflung betroffener Patientinnen und Patienten ist teilweise gross.» Dies verleite gewisse Menschen zu teuren und nutzlosen Behandlungen. «Doch aufgepasst vor Therapien, die nicht zugelassen oder experimentell sind.»
Gezielte Übungen können helfen, den Körper kontinuierlich zu aktivieren, ohne die Grenze der Belastung zu überschreiten. Bewegung, Massagen und Entspannungsübungen helfen, Schmerzen zu lindern. Bei Atembeschwerden werden gezielte Übungen und Atemtechniken gezeigt.
Die Ergotherapie erlaubt es Long-Covid-Betroffenen, besser im Alltag zurechtzukommen. Die Therapeutinnen und Therapeuten legen den Fokus auf Tätigkeiten und Aufgaben der jeweiligen Person.
Rehakliniken haben für Long-Covid-Betroffene spezielle Programme entwickelt. Sie gehen auf die individuellen, strukturellen und funktionellen Defizite ein.
Die Kosten von notwendigen medizinischen Behandlungen bei Langzeitfolgen von Covid-19 werden von der Krankenversicherung übernommen.
Erste Anlaufstelle ist die persönliche Hausärztin oder der persönliche Hausarzt. Weiterführende Informationen zu den Langzeitfolgen von Covid-19 sind auf folgenden Websites zu finden:
Der Lungenarzt stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Christian Clarenbach ist leitender Arzt der Klinik für Pneumologie am Universitätsspital Zürich (USZ). Er beurteilt und betreut Patientinnen und Patienten in der Long-Covid-Sprechstunde des USZ.
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