Geburt – von den Vorwehen bis zum ersten Atemzug

Bald steht der grosse Tag bevor. Ihr Baby kommt! Nervosität ist jetzt normal. Für den Verlauf der Geburt ist es hilfreich, möglichst entspannt zu sein. Eine gute Vorbereitung hilft Ihnen dabei.

 Frau mit Ultraschall-Bild in der Hand umarmt Mann

Die Geburt eines Babys ist ein sehr persönliches Erlebnis. Jede werdende Mutter erlebt diesen Moment anders. Und viele sehen der Geburt mit gemischten Gefühlen entgegen. Vorfreude wechselt sich mit Unsicherheit ab. Wird alles gut gehen? Werde ich die Wehen ertragen? Wie wird die Geburt ablaufen? Und wird unser Kind gesund sein?

Geburtsvorbereitung fördert ein positives Geburtserlebnis

In einem Kurs zur Geburtsvorbereitung erhalten Sie wichtige Informationen rund um Schwangerschaft, Geburt, Stillen, Wochenbett und Familie. Sie lernen spezielle Atemtechniken und Entspannungsstrategien kennen, die Ihnen die Geburt erleichtern. Zudem können Sie Ihre Fragen und Ängste mit Expertinnen und Experten und anderen werdenden Eltern diskutieren. Falls Sie sich für einen Geburtsvorbereitungskurs entscheiden: Starten Sie diesen ab der 28. Schwangerschaftswoche. Die meisten Kurse dauern sechs bis acht Wochen.

Tipp: Besuchen Sie den Entbindungsort vor der Geburt. Machen Sie sich mit den Räumlichkeiten und der Atmosphäre vertraut. Das sorgt für weniger Stress, wenn es los geht.

Was zahlt Helsana an die Geburtsvorbereitung?

Die Zusatzversicherung COMPLETA übernimmt 75% der Kurskosten bis zu 500 Franken pro Kalenderjahr an Geburtsvorbereitungskurse und Schwangerschaftsgymnastik.

Übungswehen, Senkwehen und Geburtswehen

Wehen sind Kontraktionen, die krampfartige Schmerzen im Unterleib und/oder Rücken verursachen. Einige Frauen spüren bereits ab der 20. Schwangerschaftswoche Übungswehen, vor allem, wenn es nicht das erste Kind ist. Man sagt auch wilde Wehen. Sie bereiten die Gebärmutter auf die Geburt vor. Ab der 32. Schwangerschaftswoche sind diese Wehen gut spürbar. Die Kontraktionen dauern ungefähr 30 Sekunden. Sie treten höchstens dreimal pro Stunde und maximal zehn Mal am Tag auf.

Ab der 36. Schwangerschaftswoche kommt es zu den ersten Senkwehen, auch Vorwehen genannt. Ihr Körper bereitet sich auf die Geburt vor: Der Kopf Ihres Kindes rutscht langsam in Ihr Becken. Meist spüren Sie dabei krampfartige Schmerzen, die in den Rücken ausstrahlen. Der Bauch verhärtet sich. Zwischen den Senkwehen können mehrere Stunden oder gar Tage liegen.

Mit den Geburtswehen beginnt die erste Geburtsphase. Diese Wehen sind stärker und schmerzhafter als Senkwehen. Sie kommen in regelmässigen und immer kürzer werdenden Abständen.

Hausmittel gegen schmerzhafte Vorwehen 

Um Wehenschmerzen erträglicher zu machen, gibt es natürliche Mittel und Methoden:

  • Viele werdende Mütter setzen auf Akupunktur oder Homöopathie. Rund die Hälfte aller schwangeren Frauen erleben homöopathische Mittel als schmerzlindernd und entkrampfend.
  • Wärme tut gut und entspannt. Legen Sie zum Beispiel ein warmes Körnerkissen oder eine warme Bettflasche unter den Rücken.
  • Ein warmer Lavendelwickel beruhigt den harten Bauch und wirkt schlaffördernd: Geben Sie fünf Tropfen reines Lavendelöl in eine Schüssel mit 37 Grad Celsius warmem Wasser und etwas Kaffeerahm dazu, um das Öl zu binden. Tränken Sie darin ein Nuschi oder Gazetuch und legen Sie es auf Ihren Bauch.

Echte Wehen erkennen

Wie stellen Sie fest, ob es sich bei den Schmerzen um Vorwehen, wilde Wehen oder echte Wehen handelt? Bei echten Wehen oder Geburtswehen treten die Kontraktionen immer stärker, in immer kürzeren Abständen und immer schmerzhafter auf. Am Anfang vergehen zwischen den einzelnen Wehen 10 bis 15 Minuten. Dann verkürzt sich der Abstand kontinuierlich auf vier bis fünf Minuten. In dieser Phase können die einzelnen Kontraktionen 20 bis 60 Sekunden dauern. Damit kündigt sich die kurz bevorstehende Geburt an. Für Sie ist es höchste Zeit, die Hebamme zu benachrichtigen und den von Ihnen gewählten Geburtsort aufzusuchen.

Geburtsvorbereitung mit Himbeerblättern

Himbeerblättertee fördert die Durchblutung und lockert die Beckenmuskulatur, Gebärmutter und den Muttermund. Er wirkt wehenfördernd und soll sogar die Eröffnungsphase der Geburt verkürzen – deshalb unbedingt erst ab der 37. Schwangerschaftswoche geniessen. Achten Sie auch auf die richtige Dosierung, gemäss Ihrer Hebamme oder wie in der Apotheke empfohlen.

Der Tee ist auch nach der Geburt hilfreich: Er entgiftet und aktiviert den trägen Darm.

Geburtsverlauf und Geburtsdauer

Eine natürliche Geburt besteht aus drei Phasen. Die Länge dieser Phasen ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Deshalb sind unsere Angaben zur Geburtsdauer nur Durchschnittswerte. Bei der ersten Geburt dauert es meist etwas länger. Lassen Sie sich auf dem Weg ins Spital trotzdem nicht zu viel Zeit.

Als Eröffnungsphase bezeichnet man die Zeitspanne von den ersten Geburtswehen bis zur vollständigen Öffnung des Muttermunds. Dabei rutscht der Kopf des Babys beständig weiter in den Beckenring. Mit der Zeit werden die Wehen immer stärker und länger. Zudem verkürzt sich der Abstand dazwischen. Am Ende der Eröffnungsphase bemerkt man den Blasensprung.

Den letzten Teil der Eröffnungsphase nennt man auch Übergangsphase. Dabei öffnet sich der Muttermund vollständig auf bis zu zehn Zentimeter und der Kopf des Babys dreht sich in die richtige Position. Der Muttermund öffnet sich etwa ein Zentimeter pro Stunde. Bis hierhin dauert es im Schnitt sechs bis zwölf Stunden.

Die längste Phase der Geburt haben Sie bereits hinter sich gebracht. Ihre Hebamme zeigt Ihnen jetzt, wie Sie richtig atmen und pressen. Mit jeder Wehe kommt Ihr Baby nun ein Stück weiter heraus.

Die erste Phase der Austreibung dauert durchschnittlich eine bis zwei Stunden; die effektive Pressphase dauert beim ersten Kind 20 bis 40 Minuten.

Während Sie Ihren kleinen Schatz erstmals in Ihren Armen oder auf Ihrer Brust halten, spüren Sie noch Nachwehen. Diese lösen die Nachgeburt, auch Plazentageburt genannt, aus. Erst wenn die Plazenta geboren wurde, ist die Geburt abgeschlossen. Diese Wehen sind jedoch weit weniger schmerzhaft als die Geburtswehen. Sollte Ihr Damm durch die Geburt verletzt sein, wird dieser je nach Verletzungsart unter örtlicher Betäubung genäht. Kleinere Wunden verheilen gut ohne Eingriff.

Massnahmen gegen die Wehenschmerzen

Im Geburtsvorbereitungskurs lernen und probieren Sie verschiedene Techniken aus, um die Geburtswehen zu verarbeiten:

  • Konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem. Durch bewusstes, regelmässiges und betontes Ausatmen verringern Sie die Gefahr des Hyperventilierens. Haben Sie keine Hemmungen, beim Ausatmen ein lautes A oder O zu stöhnen. Auch Schreien kann entspannend wirken.
  • Bewegen Sie Ihr Becken. Zum Beispiel kreisend auf einem Gymnastikball. Oder setzen Sie sich rittlings auf einen Stuhl und bewegen Sie die Hüften vorwärts und zurück.
  • Lassen Sie sich sanft massieren. Je nach Bedürfnis ganz unten am Kreuzbein, im Kreuz oder im Schulterbereich.

Reichen die natürlichen Methoden gegen Wehenschmerzen nicht aus, gibt es entkrampfende Mittel in Form von Zäpfchen oder Infusionen. Nehmen Sie nur Schmerzmittel in Absprache mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Hebamme ein, um Nebenwirkungen für Ihr Baby zu vermeiden.

Das letzte Mittel zur Linderung extremer Wehenschmerzen ist die Spinalanästhesie oder Periduralanästhesie, kurz PDA. Diese bewirkt eine Betäubung von der Hüfte bis zu den Füssen. Die Gebärende spürt keine Schmerzen, kann aber die Geburt ihres Kindes bei vollem Bewusstsein mitverfolgen.

Natürlicher Dammriss oder Dammschnitt?

Bei der Geburt kann der Damm durch den Kopf des Babys so stark gedehnt werden, dass das Gewebe zwischen der Scheidenöffnung und dem After einreisst. Bei vielen Geburten reisst der Damm nur wenig ein und heilt ohne Komplikationen wieder ab. Den Dammriss teilt man je nach Schwere in Grad 1, 2, 3 oder 4 ein: Ein Dammriss Grad 1 verheilt ohne Nähen. Grad 2 wird unter lokaler Betäubung direkt nach der Geburt genäht. Bei einem Dammriss Grad 3 und 4 ist auch der Schliessmuskel eingerissen, bei Grad 4 zudem die Darmschleimhaut. Diese Verletzungen werden unter Teilnarkose genäht.

Die zweite Möglichkeit, um den Scheidenausgang für das Baby zu vergrössern, ist ein kleiner Schnitt. Früher wurde der Dammschnitt standardmässig eingesetzt. Heute ziehen Expertinnen und Experten den natürlichen Dammriss vor, weil er besser verheilt. Ein Dammschnitt kann jedoch nötig sein, wenn die Geburt aus medizinischen Gründen schneller vorangehen muss. Ein elastisches Gewebe kann einen Dammriss vorbeugen.

Tipps für einen elastischen Damm:

  • Massieren Sie ab der 34. Schwangerschaftswoche die Haut rund um den Damm täglich während zwei bis drei Minuten mit einem Pflanzenöl, zum Beispiel Mandelöl, Muskatellersalbei, Majoran- oder Kreuzbein-Massageöl.
  • Gehen Sie mehrmals täglich mit geöffneten Knien in die Hocke.
  • Oder sitzen Sie täglich für ein paar Minuten im Schneidersitz.

Geburtsarten

Wassergeburt

Eine Wassergeburt kann wesentlich zur Linderung der Wehenschmerzen beitragen. Denn warmes Wasser zwischen 34 und 36 Grad Celsius löst Verspannungen. Dazu trägt auch der Zustand der Schwerelosigkeit bei. Im Wasser hat die Gebärende mehr Bewegungsfreiheit und kann leichter bequemere und schmerzlindernde Positionen einnehmen.

Studien weisen nach, dass bei Wassergeburten deutlich weniger Dammrisse auftreten. Und für das Baby bedeutet die Geburt im Wasser weniger Stress.

Eine Wassergeburt kommt nicht in Frage, wenn das Baby in einer Steisslage liegt, wenn es sich um eine Mehrlingsgeburt oder eine Geburt unter der 37. Schwangerschaftswoche handelt. Bei der Entscheidung «Wassergeburt ja oder nein» ist auch zu berücksichtigen, dass bei Komplikationen ein schnelles Eingreifen der Geburtshelfenden erschwert wird. Zudem können bei einer Wassergeburt die Schmerzen nicht per Spinalanästhesie oder Periduralanästhesie (PDA) gelindert werden.

Kaiserschnitt

Ein Kaiserschnitt kann medizinisch notwendig oder persönlich gewünscht sein. Medizinische Auslöser sind zum Beispiel: Veränderungen der Herztöne des Kindes, Nabelschnurvorfall, Quer- oder Steisslage des Kindes, ungünstige Lage des Mutterkuchens, bestimmte Vorerkrankungen der Mutter, Frühgeburt, Mehrlingsschwangerschaft oder ein Geburtsstillstand. Ein notfallmässiger Kaiserschnitt während der Geburt kann bei Komplikationen das Leben von Mutter und Kind retten.

Persönliche Gründe für einen geplanten Kaiserschnitt können etwa eine negative Geburtserfahrung, grosse Ängste vor den Schmerzen, vor möglichen Verletzungen oder auch der Wunsch der Planbarkeit des Geburtstermins sein.

Wie jede Operation birgt auch ein Kaiserschnitt verschiedene Risiken – auch für das Kind. Es kann zu Atemproblemen, Verletzungen durch die Operation (z. B. Schnittwunden) sowie zu Bindungsstörungen kommen, weil der direkte Körperkontakt bei und nach der Geburt zur Mutter fehlt. Versuchen Sie deshalb, Ihr Kind so viel wie möglich zu «Bonden», das Baby nackt auf Ihre nackte Haut zu legen.

Besprechen Sie Ihre Wünsche und Sorgen rund um die Geburt mit Ihrer Hebamme, Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt.  

Tipps zum Stillen

Am Anfang ist das Stillen Ihres Neugeborenen eine sehr sensible Angelegenheit. Nehmen Sie sich genügend Zeit dafür und bleiben Sie geduldig mit sich selbst. Holen Sie sich Rat bei der Hebamme, Stillberaterin oder Pflegefachfrau im Wochenbett. Etwa drei bis vier Tage nach der Geburt verändert sich Ihre Brust: Sie wird wärmer, grösser und beginnt zu spannen – die Milch schiesst ein. Um einen Milchstau oder eine Brustentzündung zu verhindern, können Sie folgende Methoden anwenden:

  • Wärmewickel vor dem Stillen hilft, die Brust besser zu entleeren: Tauchen Sie ein Nuschi fünf bis zehn Minuten vor dem Stillen in warmes Wasser, auswinden und um die Brust legen. Brustwarze freilassen.
  • Sanfte Brustmassage vor dem Stillen regt den Milchfluss an, allfällige harte Stellen werden gelockert.
  • Stilleinlagen saugen austretende Muttermilch auf.
  • Ein locker sitzender Still-BH verringert das Spannungsgefühl in der Brust. Tragen Sie keine Bügel-BHs, da diese einschneiden können.
  • Quarkwickel entspannen die Brust und wirken entzündungshemmend: Quark dünn auf eine Gaze auftragen und auf die gerötete oder harte Stelle nach dem Stillen auflegen. Brustwarze immer freilassen.
  • Die Brustwarze kann durch die ungewohnte Beanspruchung beim Stillen wund werden. Auch die falsche Trinktechnik des Babys kann dies begünstigen. Holen Sie sich Hilfe bei der Stillberatung oder Pflegefachperson im Wochenbett und lassen Sie sich beim anfänglichen Stillen begleiten. Pflegen Sie die verletzte Brustwarze mit einer Brustcreme oder -salbe.

Körperliche Veränderungen nach der Geburt

In den ersten sechs Wochen nach der Geburt verändert sich Ihr Körper stark:

  • Ihre Gebärmutter bildet sich zurück. Nachwehen unterstützen diese Rückbildung.
  • Ihre Brust muss sich ans Stillen gewöhnen. Die Tipps oben helfen.
  • Ihre Verdauung braucht ein paar Tage, um sich an die neue Situation anzupassen und wieder in Gang zu kommen.
  • Sie haben etwa vier bis sechs Wochen lang einen Wochenfluss. Diese Blutungen sind anfangs stärker und werden immer schwächer, bis nur noch ein weisslicher Ausfluss vorhanden ist.
  • Ihr Schwangerschaftsbauch wird noch deutlich zu sehen sein. Warten Sie jedoch mit dem Bauchtraining acht Wochen, nach einem Kaiserschnitt zehn. Ihre Hebamme oder Rückbildungstrainerin zeigt Ihnen, welche Übungen danach geeignet sind.

Diese und weitere Veränderungen erleben Sie in der Zeit des Wochenbetts. Lesen Sie, was Sie bei Beschwerden tun können.

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