Stillzeit: Tricks und Stillwissen

Stillen ist gesund und natürlich. Dennoch tauchen viele Fragen dazu auf: Wie oft sollten Sie Ihr Baby stillen? Wie können Sie die Milchproduktion anregen? Informieren Sie sich über die Vorteile und Nachteile des Stillens und erfahren Sie, wie Sie Muttermilch lagern.

Was bedeutet Stillen?

Stillen ist eine natürliche Art, Ihr Neugeborenes zu ernähren. Dabei nimmt Ihr Baby die Muttermilch direkt aus Ihrer Brust auf. 

Die Muttermilch enthält alles, was Ihr Neugeborenes braucht. Nach der Geburt produziert Ihr Körper das Kolostrum (Erstmilch). Das geschieht, weil sich Ihr Körper mit dem Ausstoss der Plazenta hormonell verändert. Anschliessend produziert Ihr Körper reife Muttermilch. Diese passt sich dann dem Bedarf Ihres Babys an. 

Stillen: ja oder nein?

Viele werdende Mütter fragen sich, ob sie lieber stillen oder die Flasche geben sollen. Beantworten Sie diese Frage, indem Sie die Vor- und Nachteile des Stillen betrachten: 

Die Vorteile des Stillens

  • Stillen beschleunigt die Rückbildung: Beim Stillen schüttet Ihr Körper Oxytocin aus. Durch dieses Hormon zieht sich Ihre Gebärmutter zusammen.
  • Stillen ist praktisch: Die Muttermilch hat stets die optimale Temperatur und ist immer verfügbar.
  • Stillen senkt das Krebsrisiko: Stillende Frauen haben ein geringeres Risiko, an Brustkrebs und Eierstockkrebs zu erkranken. Dabei gilt: Je länger Sie stillen, desto tiefer das Risiko.
  • Stillen fördert die Gesundheit Ihres Kindes: Muttermilch versorgt Ihr Kind mit allen notwendigen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien. Sie schützt vor häufigen Kinderkrankheiten, wie Windpocken und Masern, und senkt das Risiko für chronische Erkrankungen im späteren Leben. Zudem mindert Stillen das Risiko beim Kind für Durchfall, Mittelohrentzündungen und späteres Übergewicht.
  • Stillen unterstützt die kognitive Entwicklung: Muttermilch wirkt sich positiv auf die kognitive Entwicklung des Kindes aus.
  • Stillen stärkt die Mutter-Kind-Bindung: Stillende Mütter erfahren eine Nähe zu Ihrem Neugeborenen – und umgekehrt. 

Die Nachteile des Stillens 

  • Mögliche Herausforderungen: Einige Mütter erfahren Schwierigkeiten beim Stillen, wie Schmerzen, Brustentzündungen oder Probleme beim Milcheinschuss.
  • Zeitaufwand und Flexibilität: Stillen erfordert Zeit. Dadurch fühlen Sie sich womöglich eingeschränkt in Bezug auf Beruf und persönliche Freiheiten.
  • Ernährung und Gesundheit der Mutter: Beim Stillen spielt Ihre Ernährung eine grosse Rolle. Denn für die Milchproduktion müssen Sie ausreichend Nährstoffe zu sich nehmen und auf Alkohol verzichten. Haben Sie gesundheitliche Probleme, beeinträchtigt dies das Stillen.

Ob Sie stillen oder nicht, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Sind Sie sich unsicher, sprechen Sie mit Ihrer Hebamme oder der Stillberaterin.

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Gerne unterstützen wir Sie in Ihrer Stillzeit. Wir übernehmen aus der Grundversicherung die Kosten für drei Stillberatungen durch eine Hebamme oder eine in der Stillberatung ausgebildete Fachperson. Die Stillberaterin begleitet Sie während der Stillzeit bei allen Fragen und Anliegen.

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Richtig stillen: was beachten?

Achten Sie in der Stillzeit auf Ihre Gesundheit und die Ihres Babys. Passen Sie Ihren Lebensstil entsprechend an: 

  • Rauchen: Wenn Sie stillen, sollten Sie nicht rauchen, denn die giftigen Stoffe gelangen direkt in die Muttermilch.
  • Alkohol: Wenn Sie stillen, verzichten Sie auf Alkohol. So wie Nikotin geht auch Alkohol in die Muttermilch über.
  • Ernährung: Was sollten Sie nicht essen beim Stillen? Zwiebeln, Kohlsorten und Knoblauch verursachen womöglich Blähungen oder andere Verdauungsprobleme bei Ihrem Baby. Was Ihr Kind verträgt, ist individuell. Probieren Sie unterschiedliche Lebensmittel aus und ernähren Sie sich ausgewogen. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören: Fisch und Fischöl, täglich mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse, Eiweiss (Eier, Fleisch, Hülsenfrüchte) und Milch für eine ausreichende Kalziumzufuhr. Nehmen Sie zudem ausreichend Flüssigkeit zu sich.
  • Medikamente: Stillen schliesst die Einnahme von Medikamenten nicht aus. Sprechen Sie aber unbedingt mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Apotheker, wenn Sie zum Beispiel stillen und Schmerzmittel nehmen müssen. 
  • Krankheit: Wenn Sie stillen und erkranken, klären Sie dies vorab mit einer Fachperson ab. Stillen bei Fieber oder anderen Beschwerden ist nicht automatisch schlecht, es kommt jedoch auf die Ursache dieser Symptome an. 

Stillpositionen

Es gibt nicht die perfekte Stillposition. Probieren Sie unterschiedliche Varianten aus und finden Sie die Position, in der Sie und Ihr Baby sich wohl fühlen. Sie haben dabei verschiedene Möglichkeiten:

  • Stillen im Sitzen: Bei dieser Stillposition ist die Wiegen-Haltung der Klassiker. Sie sitzen aufrecht, halten Ihr Baby im Arm und stützen so seinen Rücken. Das Köpfchen ruht dabei in Ihrer Armbeuge oder in Ihrer freien Hand. Eine zurückgelehnte, halbsitzende Stillposition ist möglicherweise entspannter. Das Baby kann auch seitlich liegen mit den Füssen in Richtung Ihres Rückens. Diese Seitenhaltung ist besonders beim Erlernen des Stillens oder nach einem Kaiserschnitt angenehm. 
  • Stillen im Liegen: Diese Stillposition ist beliebt in der Nacht oder bei Müttern, die einen Kaiserschnitt hinter sich haben. Sie liegen dabei auf der Seite, Bauch an Bauch mit Ihrem Baby.

Neben der richtigen Stillposition ist auch das Stillzubehör entscheidend: Spezielle Stillkleidung erleichtert den Zugang zu Ihrer Brust. Dazu gehören Still-BHs und Still-Tops. Stilleinlagen halten Ihre Brust trocken und schützen Ihre Kleidung vor Milchflecken. Ein Stillkissen trägt zu einer entspannten Stillhaltung bei.

Übrigens: Eine Stillvorbereitung benötigen Sie nicht. Ihr Körper stellt sich durch die hormonelle Veränderung von allein auf die Stillzeit ein. Vertrauen Sie auf Ihre Fähigkeiten und die Ihres Babys. Sie bilden ein Team, das gemeinsam lernt und wächst. 

Wie lange und wie oft Neugeborenes stillen?

Einige Babys trinken über 2 bis 6 Stunden stündlich und schlafen dann für längere Zeit. Andere Säuglinge hingegen trinken alle 2 bis 3 Stunden, sowohl am Tag als auch in der Nacht. Wie oft Sie stillen, hängt also auch von Ihrem Baby ab. Viele Frauen entscheiden sich für das Stillen nach Bedarf. Dabei richten Sie sich ganz nach den Bedürfnissen Ihres Babys. Achten Sie darauf, ob Ihr Baby unruhig ist oder saugende Bewegungen mit seinen Lippen macht. Seien Sie zudem aufmerksam: Ist Ihr Baby satt, lässt es Ihre Brust los und entspannt seine Hände. 


Wie lange sollten Sie pro Brust stillen? Grundsätzlich trinkt ein Säugling pro Mahlzeit etwa 10 bis 20 Minuten an jeder Brust. Doch das ist nur ein Richtwert. Manche Babys trinken nur an einer Brust je Mahlzeit oder wechseln hin und her – solange das Kind gut zunimmt und es Ihrer Brust gutgeht, ist alles in Ordnung.

Stillen: weitere Tricks

  • Legen Sie Ihr Baby richtig an. Kopf, Hals und Wirbelsäule Ihres Babys befinden sich dabei in einer Linie. Das Kinn Ihres Babys zeigt idealerweise nach oben und liegt nicht auf seiner Brust auf. So ist sein Kinn das erste, was Ihre Brust berührt, wenn Sie Ihren Säugling anlegen. Am besten nimmt Ihr Kind den Grossteil Ihres Brustwarzenhofs in den Mund. 
  • Nehmen Sie in der Stillzeit nicht absichtlich ab. Verlieren Sie von selbst an Gewicht, ist das in Ordnung, solange Sie nicht untergewichtig werden.
  • In der Stillzeit benötigen Sie mehr Nährstoffe. Falls die normale Ernährung nicht reicht, nehmen Sie in Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt (weiterhin) Vitamine oder Mineralstoffpräparate ein.
  • Sorgen Sie für Entspannung beim Stillen. Wählen Sie eine bequeme Position. Allenfalls hilft Ihnen ruhige Hintergrundmusik.
  • Seien Sie in Ihrer Stillzeit grosszügig zu sich selbst. Gönnen Sie sich ein gutes Buch oder ein Mittagsschläfchen. 

Milchproduktion anregen

Eine reichliche Milchproduktion ist essenziell, wenn Sie Ihren Säugling stillen. So können Sie den Milcheinschuss fördern: 

  • Legen Sie Ihr Baby direkt nach der Geburt an. Dies fördert den Milchfluss von Anfang an.
  • Je öfter Sie stillen, desto mehr Milch produziert Ihr Körper. Stillen Sie nach Bedarf Ihres Babys.
  • Bieten Sie Ihrem Baby die Brust mindestens 8- bis 12-mal innert 24 Stunden an. Lassen Sie Ihr Baby dabei so lange trinken, wie es möchte. 
  • Wechseln Sie die Stillseite und bieten Sie Ihrem Säugling immer beide Seiten an.
  • Verzichten Sie möglichst auf Schnuller und Flaschensauger. Damit vermeiden Sie Saugverwirrungen bei Ihrem Kind.
  • Sorgen Sie für eine entspannte Stillumgebung. Stress kann die Milchproduktion nämlich hemmen. 
  • Passen Sie Ihre Ernährung an, um die Milchproduktion anzuregen. Greifen Sie beispielsweise zu Stilltees mit Brennnessel oder Boxhornklee. Vitamin B in Vollkornprodukten und Hefe regt die Milchproduktion ebenfalls an. Auch Mandeln, Nüsse, Anis und Koriander bieten eine wertvolle Unterstützung. 

Milch abpumpen

Es gibt viele Gründe, Muttermilch abzupumpen. Zum Beispiel, wenn Sie flexibel sein möchten. Nutzen Sie dazu gegebenenfalls eine Milchpumpe. Beachten Sie dabei folgende Punkte: 

  • Wählen Sie die passende Brusthaube: Nur Ihre Brustwarze sollte sich in dem Tunnel der Haube befinden – und kein Teil des Warzenhofs. Die optimale Brusthaube ist weit genug, sodass sie Ihre Milchkanäle nicht abdrückt.
  • Nehmen Sie eine entspannte Haltung ein. Diese fördert den Milchfluss. Achten Sie dabei auf einen gestützten Rücken und gestützte Arme. Pumpen Sie ausserdem an einem ruhigen Ort ab, an dem Sie sich wohlfühlen. 
  • Finden Sie Ihren Rhythmus. Jede Frau pumpt unterschiedlich lange ab – je nach Milchspendereflex. 

Alternativ entleeren Sie Ihre Brust mit der Hand. Das ist dabei wichtig:

  • Waschen Sie vorab Ihre Hände mit Seife.
  • Falls es angenehmer für Sie ist, nutzen Sie vorher warme Umschläge mit einem Waschlappen oder massieren Sie sanft Ihre Brust.
  • Verwenden Sie Daumen, Mittel- und Zeigefinger. Umschliessen Sie Ihre Brust damit C-förmig. Platzieren Sie Ihren Daumen hierbei oberhalb des Warzenhofs und die anderen Finger unterhalb. Schieben Sie die Finger leicht zusammen.
  • Drehen Sie das «C» nun um 1 bis 2 Zentimeter und führen Sie dieselbe Bewegung aus. Wiederholen Sie diesen Vorgang, damit Sie alle Milchgänge leeren.

Hinweis: Bei Muttermilch beträgt die Haltbarkeit wenige Stunden bis mehrere Monate – abhängig davon, wie Sie diese lagern. Kühlen Sie die Milch nicht, hält sie 6 bis 8 Stunden. Lagern Sie sie im Kühlschrank bei weniger als 5 °C, ist sie etwa 72 Stunden haltbar. Alternativ können Sie die Muttermilch einfrieren. Im Tiefkühlfach bleibt sie für 6 Monate haltbar.  

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Milchstau und Brustentzündung behandeln

Stillprobleme wie Milchstau und Brustentzündung sind belastend. Milchstau entsteht, wenn Ihre Brust nicht vollständig entleert wird. Die Milch staut sich dann in den Milchgängen. Das führt wiederum zu Schwellungen und Schmerzen. Eine mögliche Ursache ist seltenes Stillen, wie beispielsweise beim Abstillen. Auch hormonelle Schwankungen und Stress sind potenzielle Auslöser. Beugen Sie Milchstau vor, indem Sie regelmässig stillen oder Milch abpumpen. Verwenden Sie ergänzend warme Umschläge: Legen Sie einfach einen warmen Waschlappen auf Ihre Brust, kurz bevor Sie stillen. 

Eine mögliche Folge von Milchstau ist die Brustentzündung. Diese entsteht, wenn die Milch in das umliegende Brustgewebe gelangt und Ihr Körper mit einer Entzündung reagiert. Um eine Brustentzündung zu vermeiden, sollten Sie Ihre Brust häufig entleeren. Sorgen Sie ausserdem für ausreichend Ruhe und trinken Sie genug. Wenn es für Sie angenehm ist, kühlen Sie Ihre Brust nach dem Stillen oder Abpumpen.

Haben Sie eine Brustentzündung oder sonstige Beschwerden, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. In manchen Fällen ist ein stillverträgliches Antibiotikum sinnvoll.

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