Frühgeburt: Definition, Ursachen und Warnzeichen

Was gilt als Frühgeburt? Ab wann ist eine Frühgeburt unbedenklich? Was kann sie auslösen? Welche Funktion hat der Brutkasten für Babys, die zu früh auf die Welt kommen? Was bedeutet eine Frühgeburt für den Mutterschutz? Erfahren Sie mehr.

Frühgeburt: Definition

Ab wann ist eine Geburt keine Frühgeburt mehr? Laut Definition liegt eine Frühgeburt vor, wenn das Kind vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) zur Welt kommt. Ist die 37. SSW (37+0) abgeschlossen, sprechen Medizinerinnen und Mediziner daher nicht mehr von einer Frühgeburt. In der Schweiz kommen 7% aller Neugeborenen zu früh. Je nach Zeitpunkt unterscheiden Fachpersonen drei Arten von Frühgeburten:

  • extreme Frühgeburt: Geburt vor der 28. SSW
  • frühe Frühgeburt: Geburt ab der 28. und bis zur 32. SSW
  • späte Frühgeburt: Geburt ab der 32. und bis zur 37. SSW

Frühgeborene wiegen häufig 500 bis 2500 Gramm. Einige Babys haben jedoch auch dann ein typisches Frühchen-Gewicht, wenn sie am errechneten Termin geboren werden. Der Geburtstermin allein ist deshalb nicht immer ausschlaggebend dafür, ob es sich beim Neugeborenen um ein Frühchen handelt. 

Frühgeburt: Ab wann unbedenklich?

Ab wann ist ein Baby bei einer Frühgeburt überlebensfähig? Die Überlebenschancen bei einer Frühgeburt hängen vom tatsächlichen Entbindungszeitpunkt ab: Bei einer Geburt vor der 22. SSW überleben Frühchen nur mit geringer Wahrscheinlichkeit. Ab der 24. SSW liegen bei der Frühgeburt die Überlebenschancen bei etwa 60%. Kommt das Baby ab der 28. SSW zur Welt, beträgt diese Chance trotz Frühgeburt rund 90%. Ab wann sind Babys also lebensfähig? Als Richtwert dient die 23. SSW. Ab diesem Zeitpunkt gelten Babys grundsätzlich als lebensfähig.

Frühgeburt: Ursachen und Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Auslöser und Risikofaktoren für eine Frühgeburt. Dazu zählen:

  • Hitze: Forschende vermuten einen Zusammenhang zwischen klimatischen Bedingungen und Frühgeburten. Hitze erhöht demnach das Risiko einer verfrühten Entbindung. Ein bis zwei heisse Tage gelten als verkraftbar. Ab dem dritten Tag ohne Abkühlung steigt das Risiko für eine Frühgeburt. Temperaturen ab 30 Grad Celsius erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt um 20%. Ab 35 Grad Celsius liegt sie bereits bei 45%.
  • Rauchen: Das Frühgeburt-Risiko wegen Rauchens beträgt 39%. Hinzu kommt eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Totgeburt sowie für Fehlbildungen.
  • Stress: Auch Frühgeburten aufgrund von psychischem Stress sind möglich.
  • Infektionen: Infektionen in der Schwangerschaft führen mitunter ebenfalls zu Frühgeburten. Das ist vor allem bei Infektionen der Geburtswege, etwa einer Scheideninfektion, der Fall.
  • Progesteronmangel: Studien vermuten: Das Hormon Progesteron hemmt Gebärmutterkontraktionen (Wehen), stabilisiert den Gebärmutterhals und reduziert dadurch das Risiko einer Frühgeburt. In bestimmten Fällen hilft während der Schwangerschaft deshalb die tägliche Gabe von Progesteron, dieses Risiko zu senken.
  • Alter: Das Alter der werdenden Mutter ist ebenfalls entscheidend. Frauen unter 18 und über 35 Jahre erleben häufiger eine Frühgeburt.
  • Bestimmte Erkrankungen: Ausserdem erhöhen schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck und Schwangerschaftsdiabetes das Risiko für eine Frühgeburt. Ebenso haben gutartige Tumore, eine Muttermundschwäche und Plazentainsuffizienz in einigen Fällen eine verfrühte Entbindung zur Folge.
  • Genetische Faktoren: Unter Umständen ist eine Frühgeburt genetisch bedingt. Hat die Mutter der Schwangeren bereits zu früh entbunden, ist die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt in der ersten Schwangerschaft um 60% erhöht.
  • Ursachen beim Kind: Gelegentlich führen Mehrlingsschwangerschaften, Fehlbildungen und Genveränderungen beim Kind zu einer Frühgeburt.

Übrigens: Es gibt auch ärztlich begründete, medizinisch notwendige Frühgeburten. Etwa, wenn das Baby im Mutterleib nicht mehr gut versorgt ist oder andere Schwangerschaftskomplikationen das Kind oder die Mutter gefährden. In diesem Fall spricht man von einer iatrogenen Frühgeburt. Bei Mehrlingen ist diese besonders häufig: Etwa jede dritte Mehrlingsgeburt vor der 37. Schwangerschaftswoche ist medizinisch begründet. 

Frühgeburt: Wie unterstützt die Krankenkasse?

Falls medizinische Massnahmen nötig sind zur Vermeidung einer Frühgeburt, übernehmen wir im Rahmen unserer Grundversicherung die Kosten für den Spitalaufenthalt. Auch nach der Geburt unterstützen wir Sie: Innerhalb der ersten acht Wochen nach der Geburt deckt die Grundversicherung die Betreuung durch eine Hebamme ab. Ebenso übernehmen wir die Kosten für drei Stillberatungen durch eine Fachperson. Unsere Spitalversicherung HOSPITAL bietet zusätzlich Unterstützung durch eine Haushaltshilfe nach der Geburt.

Während der ersten acht Wochen entfallen Franchise, Selbstbehalt und der Spitalkostenbeitrag für die genannten Leistungen. Für die Stillberatung gilt dies sogar über diesen Zeitraum hinaus.

Anzeichen einer Frühgeburt

In den meisten Fällen kündigt sich eine Frühgeburt durch bestimmte Warnzeichen an:

  • Vorzeitige, regelmässige Wehen mit einer Dauer von mehr als 60 Minuten
  • Verfrühter Blasensprung mit schwallartigem oder tröpfchenweisem Abgang des Fruchtwassers
  • Vaginale Blutungen
  • Verfärbter und übelriechender Ausfluss als Symptom einer Infektion
  • Krämpfe, ähnlich wie bei der Menstruation 

Frühgeburt: Gibt es ein Wiederholungsrisiko?

Sie sind nach einer Frühgeburt wieder schwanger? Das Risiko einer erneuten Frühgeburt ist in diesem Fall erhöht. Haben Sie vor der 37. SSW geboren, beträgt das Risiko 20%. Erfolgte die Entbindung vor der 32. SSW, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 30%. Mit jeder Frühgeburt steigt das Wiederholungsrisiko zusätzlich.

Frühgeburt: Folgen

Bei einer Frühgeburt sind grössere oder kleinere Komplikationen wahrscheinlich. Ob sie Folgen für das Kind haben, hängt unter anderem vom Geburtszeitpunkt und vom Geburtsgewicht ab. Spezialisierte Fachärztinnen und Fachärzte beurteilen die Komplikationen von Fall zu Fall und erstellen eine entsprechende Diagnose.

Eine Frühgeburt führt vielfach zu einem Entwicklungsunterschied zwischen den Frühgeborenen und gleichaltrigen, termingeborenen Kindern. In der Regel gleicht sich diese Differenz bis zum Alter von acht Jahren aus. 

Behandlung bei einer Frühgeburt

Vermuten Sie eine drohende Frühgeburt, wenden Sie sich schnellstmöglich an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Womöglich lässt sich die Geburt hinauszögern – beispielsweise durch wehenhemmende Präparate und Bettruhe. Ist das nicht möglich oder nötig, lassen medizinische Fachpersonen die Geburt zu oder leiten diese ein. Auf die Entbindung folgt die unmittelbare Behandlung des Frühgeborenen:

  • Nach einer Frühgeburt spielt der Brutkasten eine wichtige Rolle. Der sogenannte Inkubator ermöglicht es Frühchen, Sauerstoff bestmöglich aufzunehmen. Zudem reguliert er Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit und schützt das Immunsystem des Frühchens. Ergänzend dazu überwachen Ärztinnen und Ärzte Atmung und Herz-Kreislauf-Funktion des Neugeborenen intensiv.
  • Im besten Fall bekommt das Frühgeborene von Anfang an Muttermilch. Diese liefert Nährstoffe, die für Wachstum und Entwicklung wichtig sind.
  • Der regelmässige Körperkontakt zum Frühchen, die sogenannte Känguru-Methode, ist ebenfalls Teil der Behandlung. Dabei liegt das Baby täglich mehrere Stunden auf dem nackten Oberkörper der Mutter oder des Vaters. Das fördert die emotionale Bindung und stärkt die Gesundheit des Neugeborenen: Es zeigt weniger Stress, atmet stabiler, schläft besser und entwickelt sich schneller als Frühchen ohne ausgiebigen Hautkontakt.
  • In einigen Fällen kommt es bei Frühgeborenen zu Komplikationen, die unter Umständen eine Operation erfordern. Ob oder welche Eingriffe nötig sind, beurteilen Fachärztinnen und Fachärzte von Fall zu Fall.

Frühgeburt und Mutterschaftsgeld

Der 14-wöchige Mutterschaftsurlaub beginnt üblicherweise unmittelbar nach der Geburt Ihres Kindes. Frühchen bleiben jedoch meist zur Überwachung im Spital. In diesem Fall haben Sie die Möglichkeit, den Mutterschaftsurlaub um die Dauer des Spitalaufenthalts zu verlängern (maximal um 56 Tage). Damit verbunden ist eine Verlängerung des Mutterschutzes (im Sinne eines Kündigungsschutzes) nach einer Frühgeburt. Die Voraussetzung: Ihr Frühgeborenes bleibt für mindestens 14 Tage im Spital und Sie planen, nach dem Mutterschaftsurlaub wieder erwerbstätig zu sein. 

Wichtig: Den Aufschub des Mutterschaftsurlaubs beantragen werdende Mütter in der Regel, wenn sie sich für das Mutterschaftsgeld anmelden. Während des Mutterschaftsurlaubs erhalten Sie 80% Ihres Lohns, aber höchstens 220 Franken pro Tag. Damit die zuständigen Behörden den Antrag genehmigen, brauchen Sie ein ärztliches Zeugnis.

Eine verlängerte gemeinsame Elternzeit für Mütter und Väter gibt es bei einer Frühgeburt nicht. Das schweizerische Bundesrecht sieht generell keinen Elternurlaub vor. Allerdings gibt es einige Unternehmen und Branchen, die Betroffenen eine Elternzeit gewähren. Dabei variieren Dauer und Höhe der Entschädigung.

Frühgeburt vermeiden

Nicht immer lässt sich eine Frühgeburt verhindern. Unter Umständen ist jedoch möglich, die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt zu reduzieren:

  • Meiden Sie Alkohol und Zigaretten während der Schwangerschaft vollständig. Sie beeinträchtigen die Versorgung Ihres Kindes.
  • Achten Sie auf Ihre Ernährung. In der Schwangerschaft ist die richtige Ernährung besonders wichtig. Idealerweise ist diese reich an wichtigen Nährstoffen wie Folsäure, Eisen und Jod.
  • Nehmen Sie alle Vorsorgeuntersuchungen wahr. So entdeckt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mögliche Komplikationen frühzeitig. Anhand der individuellen Wachstumskurve beispielsweise erkennt sie oder er, wenn der Fötus zu klein oder zu leicht ist.
  • Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil. Das unterstützt das Wachstum Ihres Babys.
  • Schonen Sie sich während der Schwangerschaft. Vermeiden Sie körperlichen und psychischen Stress. Bitten Sie bei Bedarf Angehörige um Hilfe und integrieren Sie Methoden zur Entspannung wie Meditation in Ihren Alltag.

Das Wohl Ihres Babys liegt Ihnen am Herzen. Mit der richtigen Vorsorge und einer bewussten Lebensweise schaffen Sie gute Voraussetzungen für eine angenehme Schwangerschaft und senken das Risiko einer Frühgeburt. Oft machen schon kleine Veränderungen im Alltag einen grossen Unterschied. Bei Unsicherheiten sprechen Sie am besten mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

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